Bereits vor Corona war bekannt, dass die Arbeitsbedingungen in der Pflege, aber auch in anderen Bereichen des Gesundheitswesen sich zunehmend verschlechtern. Viele Beschäftigte in der Pflege haben seit Beginn der Corona-Pandemie das Berufsfeld verlassen, wodurch der Mangel an Personal weiter zu genommen hat. Weiterhin bleibt die Anerkennung für Pflegekräfte aus, mit Klatschen lassen sich weder Mieten zahlen noch Einkaufwägen füllen. Auch die Pflegezuschüsse von 2021 und 2022 sind keine nachhaltige Lösung des Problems, sondern nur homöopathische Behandlung für ein krankes Berufsfeld!
Faire Arbeitsbedingungen in der Pflege sind ein feministischer Kampf!
Ein Großteil der beruflichen und häuslichen Care-Arbeit wird immer noch von weiblichen gelesenen Personen erbracht. Gerade wenn diese gleichzeitig im Gesundheit- und Pflegebereich angestellt sind, ist diese Personengruppe einer massiven Doppelbelastung ausgesetzt. Auch im Jahr 2022 wird systematisch Care-Arbeit weder gerecht verteilt, noch anerkannt und nicht zuletzt auch schlecht bis gar nicht entlohnt. Queere Menschen, welche in dem Berufsfeld tätig sind, werde statistisch nicht erfasst und damit systematisch ignoriert. Doch auch diese Menschen sind von schlechten Bedingungen der Care-Arbeit betroffen. Deshalb fordern wir eine umgehende statistische Sichtbarkeit von queeren Menschen!
Im deutschen Gesundheitssystem wird die „Arzt-Rolle“ immer noch primär als weiß-cis-männliche Rolle verstanden. Dadurch dass die Mehrheit der Ärzt*innen in den Kliniken immer noch Männer sind, welche ihre Macht nicht selten ausnutzen, um weiblich gelesene Beschäftigte und Patienten systematisch zu unterdrücken. Diese Unterdrückung äußert sich für die Beschäftigten in Aberkennung der Kompetenz und Monopolisierung der Heilkunde, während Patient*innen aufgrund der Datenlücke falsch behandelt, bevormundet oder zu gewaltsamen Behandlungen gezwungen werden.
Erst wenn weiblich gelesenen Personen nicht mehr von Natur aus die alleinige Zuständigkeit für Care-Arbeit zugesprochen wird, kann es wirkliche Verbesserungen für die Beschäftigten in der Pflege geben! Deshalb sehen wir Jusos als feministischer Verband die Zerschlagung des Patriachats als notwendige Bedingung für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen an.
Pflege als intersektionaler und antikapitalistischer Kampf
Kompensation für die selbstverschuldete Pflege-Misere erfolgt durch Anwerbung von BIPOC aus dem Ausland. Allerdings geht diese Behandlungen mit erheblichen Nebenwirkungen einher. Da BIPOC in der Klinik-Hierarchie eine untergeordnete Rolle zugewiesen wird und ihre Examina als minderwertig eingestuft werden, werden diese Personen schlechter bezahlt als weiße Beschäftigte. Dazu kommt, dass grade weiblich-migrantisch gelesene Pflegende besonders hart von diesen Praxen betroffen sind und von Personalagenturen ausgebeutet und mit Knebelverträgen erpresst werden. Durch das Abwerben von Pflegepersonal aus dem Ausland, verschlechtert sich dort nicht nur die Versorgungssituation, sondern führt für die Beschäftigten zu massiven Belastungszunahme. Wir fordern deshalb eine umgehende Enteignung der privatwirtschaftlichen Personalagenturen und stattdessen eine alleinige Anwerbung von Pflegepersonal über die staatlichen Behörden.
Gesundheit und Pflege dürfen nicht den Profitlogiken von Investoren untergeordnet werden. Die zunehmende Kapitalisierung der Gesundheits- und Pflegebranche verschlechtert nicht nur die Arbeitsbedingungen, zunehmend auch Patient*innen sind dem Renditenwahn der Private Equity Firmen ausgeliefert. So werden für die Beschäftigten die Löhne gedrückt, die Arbeitszeiten erhöht und die Arbeitnehmer*innen auch zum Verkauf von medizinischen Leistungen gezwungen! Darüber hinaus werden die Gründungen von Betriebsräten bestraft oder unterbunden, wodurch viele Beschäftigte auf die Solidarität und den Aktivismus von Außenstehenden angewiesen sind!
Patient*innen werden vom Finanzkapital zu „Cash Cows“ degradiert, welche durch teils aggressive Verkaufsstrategien dazu gedrängt werden, überteuerte und medizinisch nicht angezeigte Leistungen in Anspruch zu nehmen. Nicht nur das so die Qualität der medizinischen Versorgung durch Profitgier in Mitleidenschaft gezogen wird, so wird auch das Vertrauen der Menschen in die Medizin als Daseinsvorsorge missbraucht und strapaziert.
Abschließend stellen wir folgende Forderungen auf:
- Eine bedarfsgerechtere Personalbemessung, welche mit den Bedürfnissen von Patient*innen und Pflegenden im Einklang steht!
- Eine angemessene Bezahlung, welche auch Fort- und Weiterbildung berücksichtigt!
- Sichtbarkeit von queeren Arbeitnehmer*innen in offiziellen Statistiken!
- Maßnahmen zur Überwindung des cis-männlich-ärztlichen Patriachats!
- Anwerbung von ausländischen Personal nur noch über staatliche Behörden!
- Enteignung von medizinischen und pflegerischen Einrichtungen, welche von börsennotierten Unternehmen getragen werden!
Wehrt euch!