von Julia Gelhaar
Gerade einmal Mindestlohn wird in Bremen an die Studierenden gezahlt. Diese 9,19€ wirken nicht nur wenig wertschätzend, sondern machen es für die knapp 2.000 Studentischen Hilfskräfte (SHKs) im Land schwierig, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. So kostet beispielsweise ein WG-Zimmer in Bremen durchschnittlich 350€, Tendenz steigend. Diese prekäre Bezahlung bedeutet für viele, dass sie neben dem Job am Lehrstuhl, einem Institut, der Bibliothek oder auch dem Fremdsprachenzentrum noch eine zweite Beschäftigung z.B. als Servicekraft in der Gastronomie annehmen müssen. Da wird das Studium leicht zur Nebentätigkeit und verzögert sich um einige Semester. Dies benachteiligt v.a. Studierende, die wenig finanzielle Unterstützung ihrer Familie erhalten können oder mit einem zu niedrigen BAföG-Satz zu kämpfen haben. Der Frust ist groß! Das ergab auch die von der studentischen Initiative TV STUD Bremen im Oktober vergangenen Jahres durchgeführte Umfrage unter den SHKs.
Über 80 Prozent der ca. 1.100 erreichten SHKs wünschen sich eine deutlich höhere Entlohnung für ihre Tätigkeit, die neben dem Leiten von Tutorien, auch die Arbeit in der Verwaltung oder die Unterstützung von Forschungsprojekten umfasst. Doch nicht nur die geringe Bezahlung ist für viele SHKs ein Problem, hinzukommen der Umfrage nach undurchsichtige Regelungen zum Urlaub; ständige Unsicherheit, ob eine Weiterbeschäftigung nach Auslaufen des Vertrages möglich ist; zu wenig Stundenzahlen für zu hohen Aufwand in der Vor- und Nachbereitung von Tutorien; zu geringe Wertschätzung der eigenen Arbeit usw. Der Bekämpfung dieser prekären Beschäftigungsbedingungen möchte sich TV STUD Bremen annehmen.
Wir haben mehr verdient! – Tarifvertrag jetzt!
So lautet das Motto der seit einem knappen Jahr bestehenden studentischen Initiative. Damit wird auch ihr Hauptziel klar: Ein Tarifvertrag für studentische Beschäftigte (TV STUD) im Land Bremen. In diesem soll nicht nur eine höhere Entlohnung für die Studentischen Hilfskräfte an den Hochschulen Bremens festgelegt werden, sondern u.a. auch längere Vertragslaufzeiten und eine dynamische Anpassung des Lohns an die Lebenshaltungskosten der Studierenden. Hier wird bereits deutlich: Eine reine Mindestlohnerhöhung, die aktuell im Senat diskutiert wird, kann diesen Forderungen nicht entsprechen und würde zudem eine Abhängigkeit vom politischen Geschehen in Bremen nach sich ziehen.
Unterstützung erhalten die Studierenden, die aus den unterschiedlichsten Fachbereichen kommen, dabei von den Gewerkschaften GEW und Verdi.
Monatlich findet ein offenes Plenum statt, dessen Tagesordnung u.a. die Kampagnenplanung und Vorbereitung und Auswertung von Aktionen enthält. Die erste größere Aktion von TV STUD Bremen fand am 7.11.2018 vor der Bremischen Bürgerschaft statt. Zusammen zeigte man, dass sich etwas bewegt – dass die Studierenden sich zur Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen an den Hochschulen einsetzen und für einen Tarifvertrag einstehen werden.
Die offenen Plena finden jeweils am ersten Montag des Monats um 18:15 Uhr im Gewerkschaftshaus Bremen statt (nächster Termin: 4. März ). Weitere Informationen zur Initiative findet ihr unter: www.tvstud-bremen.de und auf Facebook unter TV STUD Bremen).
Unsere Autorin Julia ist derzeit in der Vorbereitung für das 1. Jur. Staatsexamen und SHK bei Prof. Dr. A. Fischer-Lescano am Zentrum für Europäische Rechtspolitik (ZERP)