Corona ist ein Existenzkampf für Beschäftigte und Selbstständige

Wir leben aktuell in einem Ausnahmezustand, das steht außer Frage. Unsere Berufswelt wird von Covid-19 beeinflusst, wie es vor ein paar Wochen noch niemand für möglich gehalten hätte. Ich kann aus zwei komplett unterschiedlichen Branchen berichten, die noch nie so viel gemeinsam hatten, wie es jetzt gerade der Fall ist.

Zum einen schreibe ich aus der Sicht einer ganz normalen Verkäuferin in der Modebranche – ein Job, in dem Home-Office definitiv nicht möglich ist. Bis auf ein paar Arbeiten im Lager gibt es momentan nicht sonderlich viel zu tun und Einnahmen bleiben natürlich komplett aus. Damit es, sobald die Normalität wieder beginnt, überhaupt noch eine Arbeitsstelle gibt, wurde so gut wie die komplette Belegschaft erst einmal auf Kurzarbeit gesetzt. Der Betrieb kann sich dadurch vielleicht halten, doch was ist mit den Angestellten? Wie sollen die sich über Wasser halten?

60 Prozent vom Netto-Entgeltausfall klingt im ersten Moment auch ziemlich verworren. In den meisten Fällen reicht es, um das Nötigste abzudecken, aber das war es dann auch. Um die wenigen Stunden, die zu verteilen sind, bricht deswegen ein regelrechter Kampf aus. Es geht schließlich um jeden Cent. Aushilfen, die noch bei ihren Eltern wohnen, werden sogar darum gebeten, während der Corona-Zeit ihren Vertrag zu pausieren. Die Frage ist doch: Wie lange kann das noch für die Menschen gut gehen, die jetzt kurz vor dem finanziellen Ruin stehen? Aus Bekanntenkreisen weiß ich auch von Unternehmen, die die 60 Prozent aufstocken, doch leider ist das nicht überall der Fall.

Wie hilft man den Freiberufler*innen?

Geld- und Auftragsknappheit treffen momentan auch viele freiberuflich arbeitende Personen, darunter auch viele Schauspieler*innen. Dreharbeiten sowie Jobangebote wurden für die nächste Zeit komplett abgesagt. Manche Vorsprechen wurden verschoben, andere werden gar nicht mehr stattfinden. Auch steht es in den Sternen, welche Produktionen fortgesetzt werden können.

Es geht um Menschen, die noch daran arbeiten, sich etwas aufzubauen. Nicht jeder von uns hat nebenbei noch einen festen Beruf, wo es immerhin Kurzarbeitergeld gibt. Natürlich kann ich aber nicht für diejenigen sprechen, die fester Bestandteil einer Besetzung sind oder die, die auch ein paar Monate ohne Aufträge gut wegstecken können. Doch auch hier werden die Kontaktverbote starke Auswirkungen haben!

Manche Plattformen verschiedener Agenturen bieten aber jetzt sogenannte E-Castings an. Statt einer ewig weiten Anreise bekommt man den vorzubereitenden Text gemailt und kann ein entsprechendes Video hochladen. So bietet sich trotz der schwierigen Lage eine Chance, bis wir wieder zur Normalität zurückkehren können.

Jennifer Schöttker (23) ist Verkäuferin und angehende Schauspielerin. Sie ist stellvertretende Vorsitzende der Jusos Bremen-Stadt.

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