Betriebe ohne Arbeit – als junger Mensch in die Kurzarbeit

von Jakob Niederwestberg

Aufgrund des Corona-Virus sind momentan mehrere Millionen Menschen in Deutschland in Kurzarbeit, seit kurzem bin ich einer von ihnen.

Ich bin Jakob, 27 Jahre alt und wohne in der Neustadt. Erst vor einigen Wochen habe ich mein Elektrotechnik-Studium erfolgreich abgeschlossen und wurde von dem Unternehmen, in dem ich meine Abschlussarbeit schreiben durfte, übernommen. In einer Krisenzeit in einen neuen Job und Lebensabschnitt einzutreten, ist kein wirklich schönes Gefühl, aber auch nicht das erste Mal für mich. 2009 war es die Wirtschafts- und Finanzkrise, die mich zum Start meiner Ausbildung zum Mechatroniker begleitete. Damals waren meine Mitazubis und ich durch den besonderen Kündigungsschutz für Auszubildende geschützt. In der heutigen Situation habe ich, wie viele andere auch, keinen Anspruch auf diesen Schutz, was auch zu schön wäre.

So bin ich nach einer kurzen überschaubaren Zeit der vollen Berufstätigkeit in die Kurzarbeit geraten. Wie für viele Menschen, war es auch für mich ab einem Zeitpunkt zu erwarten, dass ich diese Art von staatlicher Unterstützung in Anspruch nehmen werde bzw. in Anspruch nehmen muss. Meinen Start aus dem Studium in die „richtige“ Arbeitswelt hatte ich mir auf jeden Fall anders vorgestellt. Die Auswirkungen dieses Virus habe ich, wie bestimmt eine ganze Menge von Menschen auch, anfangs unterschätzt und hätte mir Anfang des Jahres nicht ausmalen können, dass es zu solchen Maßnahmen kommen würde bzw. kommen muss, um die Gesundheit und das Leben von so vielen zu schützen. Aber so ist die Situation im Moment wohl einfach.

Wer hilft wenn es keine Arbeit mehr gibt?

Das erste Mal mit Kurzarbeit konfrontiert zu werden bzw. sich klar zu machen, dass es auch mich betreffen könnte, war etwas surreal und auch beunruhigend. Welche Auswirkungen hat Kurzarbeit für mich? Klar, zum einen, weniger Gehalt und zum anderen, da es sich bei mir um „Kurzarbeit null“ handelt, auch die komplette Einstellung der Arbeit. Da meine Ausgaben sehr überschaubar sind (wohne in einer WG, besitze kein Auto und Ausgehen ist zurzeit auch nicht möglich), sind die finanziellen Einbußen für mich persönlich erträglich, daher beunruhigt mich diese Situation noch nicht sehr stark. Dies gilt aber mit Sicherheit nicht für jede Person, die von Kurzarbeit betroffen ist.

Den bürokratischen Aufwand, welchen ich erwartet hatte, blieb zum Glück aus, da das Kurzarbeitergeld durch das Unternehmen beantragt wird. Für mich war das sehr erleichternd, da man sich somit nicht auch noch darum kümmern muss, dass das Geld aufs Konto kommt und man Dokumente von A nach B und wieder zurückschicken muss.

Von jetzt an, nur noch zu Hause

Kurzarbeit heißt für viele alleine zu Hause, statt mit Kolleg*innen im Betrieb. Bild: Bich Tran from Pexels

Die Kolleg*innen auf der Arbeit nun auf unbestimmte Zeit nicht mehr zusehen, ist auch etwas komisch, die Späße und das Gelaber fehlen mir schon, auch wenn ich noch nicht sehr lange von der Kurzarbeit betroffen bin. Die „Kurzarbeit null“ reißt jetzt auf jeden Fall ein großes Fenster in meiner Tagesplanung, das ich versuche mit Dingen zu füllen, die man schon länger machen wollte oder aufgeschoben hat. Dinge, wie mal wieder richtig die Wohnung sauber machen, Laufen gehen, mal wieder ein Buch lesen oder das Wissen aus den ersten Semestern auffrischen kamen mir schnell in den Kopf. Aber auch mal länger mit Freunden zu schnacken oder skypen hilft bestimmt, damit die Decke nicht auf den Kopf fällt.

Was ich auf jeden Fall jetzt schon für mich persönlich aus dieser Zeit mitnehme ist, dass ich Möglichkeiten, wie Skype oder Zoom, auch nach der Zeit der Kurzarbeit und Corona nutze, um mit Familie und Freunden, welche „nicht mal gerad um die Ecke“ wohnen, regelmäßiger in Kontakt zu bleiben. Aber auch das Zusammenfinden mit Freunden in Kneipen und Bars hat einen ganz anderen Stellenwert für mich bekommen, da dies zurzeit ja auch nicht möglich ist.

Neue Normalität?

Was ich allerdings nicht möchte, ist in die „Normalität“ zurückzukehren, welche vor dieser Krise herrschte. Das würde bedeuten, dass man die Arbeitsverhältnisse im Pflege- und Krankenhausbereich nicht verändern würde. Wenn uns diese außergewöhnliche Zeit eins gezeigt hat, dann dass die Menschen, die in diesem Bereichen arbeiten, eine ganz andere Wertschätzung verdient haben als sie bisher erfahren haben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert